Für so ziemlich alles gibt es Berater und Trainer.
Häufig
wird uns von „Zeitmanagement- Beauftragten“ empfohlen, nichts auf die lange
Bank zu schieben.
Und auch im Auftrag der Wissenschaft, haben Forscher das
Prinzip der Bequemlichkeit von allen Seiten beleuchtet.
Es gilt, vor allem
unangenehme Dinge, einfach hinter sich zu bringen.
Laut Expertenmeinung, würde
der Stresspegel sinken und umso mehr Freizeit würde am Ende übrig bleiben.
„Irgendwie ist da so ein „Lummern“ in den Zähnen. Und in der
Bonuskarte fehlt auch noch der Stempel. Aber die letzte Behandlung war so
schmerzhaft. Doch eigentlich, ja eigentlich müsste ich mal wieder zum Zahnarzt.
Ich müsste…“
Ob es der Zahnarztbesuch oder die Steuererklärung ist-
Situationen finden sich jederzeit. Es gibt immer wieder (unangenehme)
Angelegenheiten, die hinausgezögert oder verschleppt werden.
Die Redensart
„etwas auf die lange Bank schieben“ wird benutzt, um einen solchen Zustand
auszudrücken. Sie ist weit über 400 Jahre alt. Sie stammt aus dem Bereich der
Gerichtssprache.
Die Zeiten waren damals viel langwieriger. Ein
Gerichtsverfahren konnte viele Jahre, oder auch Jahrzehnte überdauern.
Direkt neben dem Richtertisch im Gerichtssaal befand sich
eine lange Bank, auf der die Schöffen saßen. Deren Aufgabe war es, dem Richter
bei den Ermittlungen eines Prozesses, und damit der verbundenen Urteilsfindung
zu unterstützen. Es entstand diese Redensart für Sachen, die länger Zeit in
Anspruch nahm.
Gerichtsverhandlungen, die sich in ihrer Befragung gefühlt
endlos zogen, zwangen die Schöffen somit dazu, lange auf der Bank ausharren zu
müssen.
Eine weitere Begebenheit war es, dass Schöffen, die sich mit
bestimmten Akten vorerst nicht befassen wollten, sie weiter von sich weg
geschoben haben. Die Gerichtsunterlagen waren dann irgendwann am Ende der Bank
angelangt, auf die der Schöffe gesessen hat.
Diese Redensart hat noch eine zweite Bedeutung.
Gerichtsakten wurden zu damaligen Zeiten in bankähnlichen Truhen aufbewahrt.
Diese Truhen waren der Vorläufer der heute bekannten Aktenschränke. Verfahren,
die in zeitnahe Bearbeitung aufgearbeitet wurden, landeten direkt auf den
Schreibtisch des Richters.
Was in der Truhe abgelegt wurde, fand so schnell
auch keine Weiterbearbeitung. Da Truhen in ihrer Optik einer Sitzbank ähnelten,
sind sie gleichbedeutend mit dem Wort „Bank“.
Da fällt mir zum Thema Bank gleich noch eine kleine Anekdote
aus meiner frühen Jugend ein…
Ich war in der fünften Klasse, und meine Mathelehrerin
wollte uns Schüler zum Kopfrechnen motivieren.
Sie hat zu Beginn einer jeden Mathestunde mit uns „Bankrutschen“
gespielt.
Es wurde meistens mit der ersten Bank an der Fensterreihe begonnen
und ging über zwei Runden.
Wer die Rechenaufgabe richtig löste, durfte weiter. Jeder
der es vermasselte musste da verweilen, wo er zuletzt die richtige Antwort
gegeben hatte. So ergab sich eine ziemlich witzige, neue Sitzplankonstellation.
Zu gewinnen gab es für den Sieger einen Schokoladen- Toffee
Bonbon. Sie wissen schon- die Leckeren mit dieser Schokoladenhülle.
Und da wir uns nun schon seit einigen Kolumnen kennen,
können Sie sich sicherlich Frau Kalms Motivation vorstellen, die verdammten
Matheaufgaben zu lösen und als Toffee- Tagessieger hervorzugehen.
Ich habe oft gewonnen.
Und ja, obwohl Mathe für mich oftmals
die „zahlentechnische Hölle“ darstellte, habe ich meiner Mathelehrerin im
Nachhinein viel zu verdanken. Sie hat mich mit viel Geduld dazu gebracht, beim
Thema Mathe nicht dem „Würgereflex“ zu verfallen.
Mathe ist doch allgegenwärtig. Aber diesem Thema widme ich
an anderer Stelle eine eigne Kolumne- Versprochen.
Herzlichst, Ihre Pia Kalm