Die meisten Menschen wissen nicht um ihre Außenwirkung. Wie
denn auch? Wir stecken ja in uns selbst drin und können uns aus einem anderen
Standpunkt aus nicht betrachten. Naja, zumindest fast. Auf Fotos oder auf
gedrehten Filmchen von Freunden oder der lieben Familie, lässt sich ein
ziemlich guter Einblick auf unser Verhalten und Gestikulation erhaschen. Das
kann verunsichern. Wer selbst nicht weiß, wer er ist, und was er sein will,
richtet sich so aus, wie andere ihn gern sehen wollen.
Im Grunde können Sie sich gern folgender Fragen annehmen und
für sich selbst Antworten darauf finden:
Was möchte ich im Leben erreichen?
Was muss ich dafür an Charaktereigenschaften mitbringen?
Wie ist mein derzeitiger Ist- Zustand?
Wie weit komme ich dem Menschen nahe, der ich eigentlich
sein will?
Was hindert mich daran, so zu sein, wie ich es gern wäre?
Wir wollen hier nicht den „Hobby- Psychologen“ heraushängen
lassen, aber solche Gedankengänge helfen ungemein, seine eigene Identität nicht
zu verlieren und sein echtes Gesicht zu wahren.
Ich werde nicht müde, an dieser
Stelle einige Beispiele zu erörtern.
Lisa und Thomas sind seit vier Monaten ein Paar. Thomas ist
der Meinung, dass Lisa (alias „die kleine Maus“; Anmerkung: Kann eine Maus noch
kleiner werden? Noch mehr Degradierung geht nicht.) Ihm, geistig gesehen, nicht
das Wasser reichen kann. Er entscheidet viele Dinge über Lisas Kopf hinweg.
Lisa ist alles andere als dumm, lässt sich allerdings Thomas Verhalten
gefallen.
Geringer Selbstwert ist wohl das Ergebnis dieser Analyse. Er
hat ein geringes Selbstbewusstsein, weil er nach vermeintlich „naiven Mädels“
Ausschau hält, um selbst besser dazustehen. Und Lisa hat mehr Angst davor solo
(da ist es dieses Wort: SINGLE) zu sein, dass sich selbst verleugnet. Häufig
nehmen solche Geschichten kein gutes Ende.
Anderes Beispiel:
Andrea und Sibille sind „Freundinnen“ und gehen zusammen
einkaufen. Sibille ist eine sehr schlanke Frau. Andrea, hingegen, mit gesunden
weiblichen Kurven gesegnet. Als Andrea in der Umkleidekabine ein Kleidungsstück
nach dem anderen anprobiert, lässt die wartende Sibille Ihre Chance für einen
giftigen Kommentar nicht ungenutzt. „Wenn ich du wäre, würde ich echt voll viel
Sport machen, dann passt ja auch gleich alles besser, und so…“ Typisch Weiber!
Sibille drückt Andrea den „Fett- Stempel“ auf. Hat Andrea
eine Möglichkeit, sich aus dieser Situation wieder ins rechte Licht zu rücken?
Ja, die hat sie.
„Sei doch froh, dann siehst du neben mir dünner aus.“,
entgegnete Andrea.
Sibille antwortete kichernd darauf: „Deswegen verbringe ich
auch gern Zeit mit dir.“
Absoluter Tiefschlag unter Frauen. Andrea wusste nun,
was Sibille wirklich über Sie dachte und verzichtete auf weitere Gesellschaft
mit diesem „faulen Ei“.
Diese Geschichte tat dem Selbstbewusstsein von Andrea
keinen Abbruch. Zunächst ist unsere wunderbare Andrea der Meinung, dass
weibliche Hüftkurven nicht wegschmelzen, nur weil Frau nur noch stilles Wasser
trinkt und durch den Wald joggt. Außerdem ist die weibliche Oberweite für die
Industriebekleidung nur auf Standard produziert. Wer mehr hat, der hat nicht
zwangsläufig mehr Stoff zur Verfügung. Andrea verzichtete auf weitere „Mädels-
Nachmittage“ mit Sibille. Sie stellt sich nicht als Punchingball für Sybilles
Launen zur Verfügung.
Zu welcher Erkenntnis sind wir gekommen?
Wir sollten nicht glauben, was andere über uns sagen.
Ich höre gerade alle Egomanen jubeln: „Hey, wir haben es
schon immer gewusst. Scheiß‘ auf die Meinung von anderen!“
Ganz so einfach ist das nicht. Es gibt die berühmten
Ausnahmen.
Wer sich auf die richtige Art selbst wertschätzt, steht sich
grundsätzlich positiv gegenüber, und das ist im wesentlichen der Indikator für
Zufriedenheit. Sie sind mit sich im Reinen, und das strahlen Sie auch aus.
Bis zum letzten Atemzug wird es Menschen in Ihrem Leben
geben, die Sie für unförmig, untalentiert, „hässlich“ oder gänzlich bescheuert
halten. Als Menschlein mit gesundem Selbstwertgefühl haben Sie lediglich eine
Aufgabe: Seien Sie souverän. Stehen Sie über diesen Dingen.
Eine Kalm‘ sche Geschichte:
Wir waren 14 Jahre alt, 8. Klasse, Sportunterricht.
Unterrichtseinheit: Hochsprung- voll ätzend.
Die Mädchen der Klasse 8a und 8b
wurden für den Sportunterricht zusammengelegt. Stutenbissigkeit lag da nicht
fern.
Die vermeintliche Cliquen- Anführerin der „Löckchengruppe“ meinte wohl,
mir mitteilen zu müssen, wie dämlich meine Person beim Überwinden der
Höhenstange aussehen würde.
Es folgte folgender Kommentar meinerseits: „Ich versuche
dir nachzueifern, aber ich wurde auch nicht als dummes Känguru geboren.“
Selbstzufrieden mit dieser Antwort drehte „Lästerlocke“ mir den Rücken zu. In
ihren Ohren war es wohl ein Kompliment. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie als „dummes
Känguru“ betitelt hatte.
Bis heute habe ich mit meinem Sprungbein zu kämpfen. Ich
hüpf dann mal zum Kaffeetrinken.
Herzlichst, Ihre Pia Kalm
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