Kolumnenserie: Wie buchstabiert man L- I- E- B- E ? L, wie Liebesbrief.



Was bist eigentlich, du schöner Schatz ?

Im romantischsten Sinne, ist ein Liebesbrief der direkteste Weg von einem Herzen zum anderen.
Ein wunderschöner Liebesbrief ist seltener Luxus und da er von hohem emotionalen Wert ist, quasi unbezahlbar.
Er ist voller Spannung und übt eine magische Anziehungskraft aus. Ein Liebesbrief ist greifbar, weil er Gefühle in sich beherbergt, die zu wichtig sind, um sie in gesprochenen Worten zu verschwenden.
Dessen, was in ihm verewigt wurde, gingen zuvor unzählige Gedanken hervor.
Und auch wenn die Gefühle wieder verflogen sind, ist ein Liebesbrief unsterblich und lässt uns auch noch im Alter mit einem lächeln auf den Lippen an unsere Liebesbiographie zurück erinnern.

Die Geschichte des Liebesbrief’ s

Zurückverfolgen lässt sich laut Quellen der Postübersendung, die Geschichte vom Liebesbrief bis etwa 400 vor Christus. Es war üblich, Nachrichten in kleine Bleitafeln hineinzuritzen. In der Antike findet man Liebesbriefe von Horaz, Ovid oder Seneca in einer stark ausgeprägten literarisierten Form.
Im Mittelalter werden poetische Grüße in Form eines Gedichts (Minnebrief) verfasst.
Im 14. Jahrhundert wurden erstmalig  Musterliebesbriefe verfasst, die von bezahlten Schreiberlingen an ihre Auftraggeber weitergegeben wurden. 
Im Zeitalter der Aufklärung, des Sturmes und Drang, wurde der Liebesbrief individueller. Angesteckt durch die Verbreitung von Bildung und Poesie, lernten die Menschen sich zu öffnen und ihre Gefühle mitzuteilen. Einer positiver Nebeneffekt war der einhergehend zunehmende Brieftransport.
Das 19. Jahrhundert war der Höhepunkt des Schreibens von Liebesbriefen. Briefe wurden auf intensiv, poetischer Ebene mit reichlich ausschmückenden Beschreibungen zu jedem Anlass der Liebesstandes gefertigt. Eine Dame der damaligen Zeit wurde also von ihrem Verehrer in Kenntnis seiner Zuneigung gesetzt, die sich dann in weiteren Liebesbekundungen steigerte, bis die Ehe das Versprechen besiegelte und weitere texttechnische Avancen nicht mehr von Nöten waren. 
Zu Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkrieges bildete der Brief die einzige Möglichkeit mit dem Zuhause gelassenen in Verbindung zu bleiben. Da der Transport der Briefe dauerte und jede Lebensgeschichte auf eine andere tragische Art und Weise über den Gemütszustand der Soldaten Aufschluss bildete, sind etwa 40 Milliarden Feldpostkarten in chronologischer Folge, Zeuge jener Zeit.
In den 70- er Jahren wurde das Telefon zum verbalkommunikativen Liebesaustausch.
Und später kamen eben mehr und mehr Möglichkeiten auf, um miteinander in Kontakt zu treten.



Ein Liebesbrief im Wandel der Zeit

Im Vergleich zu damals, ist er heute bescheidener geworden in allem- in seiner Art der Gefühlsäußerung, seiner Kürze und im Alltags- Slang verfasst.
Mittlerweile sind es die technischen Geräte, die uns die Übermittlung von Liebesgrüßen abnehmen. In der Schule steckte man sich noch heimlich “Willst du mit mir gehen ?“- Zettelchen zu. Wenn man Glück hat, bekam man in der Urlaubszeit eine wohlgemeinte Urlaubspostkarte zugeschickt.
Jetzt ist es eher so, dass einem “hdl - Grüße” via SMS und Mail gesendet werden. Zur Unterstützung, verziert mit Emoticons. Man wird das Gefühl nicht los, dass insbesondere in der Öffentlichkeit und in sozialen Netzwerken sehr unbedacht und unaufrichtig mit Liebesfloskeln um sich geworfen wird, um einem medial zelebrierten Ideal gerecht zu werden. Vielleicht wäre es an der Zeit umzudenken und bewusster zu Handeln. Der klassische Liebesbrief ist zwar vom “aussterben” bedroht aber wir können ihn wiederbeleben!
Denn sind wir nicht alle ein bisschen *hdl*?


Herzlichst, Ihre Pia Kalm

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